„Die Zeit verging so schnell“ Interview mit dem italienischem Austauschschüler Nicola

Eutin  Nicola Largher besuchte als Austauschschüler mit Hilfe des Programms Erasmus+ für einen Monat die Johann-Heinrich-Voß-Schule in Eutin. Er wohnt im Norden Italiens und ist in Eutin bei einer Gastfamilie untergebracht worden.

Doch wie ist es, einen Monat von seiner Familie getrennt zu sein? Was hat er für Erfahrungen hier in Deutschland gemacht? Was vermisst er von zu Hause und was wird er in Italien von hier vermissen?

Um diese und weitere Fragen zu klären, haben wir Nicola zu einem Interview eingeladen.

Nicola vorm Haupteingang

[übersetzt aus dem Englischem]

HF: Hey, magst du dich kurz vorstellen?

Nicola: Hallo, ich bin Nicola, 16 Jahre alt und bin Schüler einer Schule in Trento im Norden Italiens. Ich mache gerne Sport und spiele schon seit 11 Jahren Fußball auf regionaler Ebene. Außerdem höre ich gerne Musik.

HF: Wie sieht es in deiner Heimat aus?

Nicola: Ich wohne in der Nähe von Trento in einer kleinen Stadt mit 12.000 Einwohnern. In unserer Gegend ist es sehr ruhig und naturgebunden.

HF: Was gefällt dir besonders in Deutschland?

Nicola: Besonders in Eutin mag ich die ruhige Art der Leute hier. Meine Schule zu Hause ist mit 2.000 Schülern sehr groß und daher ist es immer sehr stressig.  Hier herrscht eine angenehmere Atmosphäre, die auch abfärbt. An meiner Gastfamilie gefällt mir auch besonders gut, wie sehr sie sich für mich interessieren und außerdem haben sie mir auch viel über mein „neues“ Zuhause und die Gegend hier beigebracht.

HF: Gibt es etwas aus Italien, das du während deines Aufenthaltes hier vermisst?

Nicola: Meine Familie und meine Freunde fehlen mir schon sehr, aber meine Gastfamilie hier kümmert sich sehr gut um mich und ist immer für mich da.

HF: Und gibt es etwas, dass du aus Deutschland vermissen wirst, wenn du wieder Zuhause bist?

Nicola: Definitiv! Besonders werden mir meine neuen deutschen Freunde fehlen. Als ich vor einem Monat Italien verlassen habe, dachte ich, dass ein Monat unglaublich lang sein würde, aber trotzdem nicht genug Zeit, um wahre neue Freunde zu finden. Aber ich habe mich geirrt. In diesem Monat habe ich viele Menschen kennengelernt und echte neue Freunde gefunden. Nach diesem einen Monat fühlt es sich trotzdem noch so an, als wäre ich erst gestern hier angekommen. Ich werde aber auch das schulische und soziale Umfeld sowie die Lehrer hier vermissen, die sich immer bemüht haben, alles möglich zu machen.

HF: Was würdest du sagen, ist der größte Unterschied zwischen Deutschland und Italien?

Nicola: Man merkt schon, dass es beides europäische Länder sind und sie sich doch sehr ähneln, aber dennoch gibt es Unterschiede in der Art der Menschen. Die Beziehungen der Leute untereinander sind anders. In Deutschland sind die Leute distanzierter zueinander und in Italien herzt man sich mehr. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Leute hier mehr auf Umweltschutz achten. Ebenso ist die Art, wie man hier isst, anders. In Italien ist es eine echte „Kultur“, bei der man als Familie z. B. zusammenkommt. Zwar habe ich in meiner Gastfamilie immer sehr gut gegessen, jedoch ist es hier in Deutschland auch mal okay, auf dem Sofa zu essen oder zu trinken. In Italien wäre das undenkbar. Ein weiter Punkt ist, dass hier sehr viele Schüler noch neben der Schule in Minijobs wie beispielsweise in Eisdielen arbeiten. Bei uns ist das nicht so ausgeprägt, wenn nur im Sommer.

HF: Hast du in Deutschland etwas völlig Neues für dich ausprobiert?

Nicola: Ich war das erste Mal in meinem Leben in einem schulischem Kurssystem, was wir hier in der Oberstufe ja haben. Es war, als ob man eine Klasse hätte, die nicht wirklich deine Klasse ist. Jede Stunde haben deine Klassenkameraden gewechselt. Dadurch war die Klassengemeinschaft nicht so groß wie z. B. in meiner Klasse in Italien. In Deutschland gibt es einen Unterschied zwischen einem Klassenkamerad und einem Freund. Bei mir zu Hause ist fast jeder Klassenkamerad automatisch dein Freund.

HF: Hattest du das Gefühl, dass die deutschen Klischees wie z. B. extreme Pünktlichkeit stimmen?

Nicola: Das habe ich nicht wahrgenommen, aber dazu war ich vielleicht auch nicht lange genug hier. Jedoch nehmen Deutsche das Frühstück sehr ernst. Das kannte ich von zu Hause gar nicht, aber das Sprichwort „das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ stimmt hier schon.

HF: Letzte Frage: Würdest du auch anderen Schülern einen Austausch oder Aufenthalt in einem fremden Land empfehlen?

Nicola: Auf jeden Fall!