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Interview mit einer erfolgreichen Debattantin

Ob wir unsere Meinung zur Politik rechtfertigen, unsere Eltern davon überzeugen, dass wir unbedingt das neuste IPhone brauchen oder anderen erklären, weshalb Nutella mit und nicht ohne Butter gegessen werden sollte, debattieren ist Teil unseres täglichen Lebens.

Um SchülerInnen die Welt des Argumentierens und Diskutierens näher zu bringen und ihnen zu zeigen, wie die eigene Meinung überzeugend vorgebracht werden kann, findet in Deutschland jährlich der Wettbewerb „Jugend debattiert“ statt. An diesem nimmt auch unsere Schule teil.

Zu einer vorgegebenen Debatten-Frage debattieren jeweils zwei SchülerInnen auf der Pro-Seite, also für das Thema, und zwei SchülerInnen auf der Kontra-Seite, also gegen das Thema. Wer seinen Standpunkt am besten darstellt und am überzeugendsten argumentiert, gewinnt den Entscheid und zieht in die nächste Runde ein.

Dies ist der Achtklässlerin Julika Burggraf unserer Schule gelungen. Nachdem sie den schulinternen Wettbewerb gewann, konnte sie sich auch im Regionalentscheid in Neumünster gegen die anderen DebattantInnen überzeugen und wurde dort ebenfalls Erstplatzierte. Nun steht ihr der Landesentscheid bevor, welcher im Kieler Landtag stattfinden wird.

Hokus Fokus hat sie interviewt und herausgefunden, wie es bei einer Debatte abläuft und was bei einer gelungenen Argumentation keinesfalls fehlen darf.

 

H.F: Du hast jetzt ja bereits an zwei verschiedenen Entscheiden teilgenommen. Was waren die unterschiedlichen Debattenfragen zu denen du debattiert hast?

J.B.: Es gab viele verschiedene Fragen. Im Schulwettbewerb zu der Frage debattiert, ob Reiten als Leistungssport verboten werden sollte. Dort habe ich anfangs die Kontra-Position vertreten und in der Finalrunde dann die Pro-Seite. Dann haben wir im Regionalentscheid darüber debattiert, ob öffentliche Grünanlagen mit essbaren Pflanzen bepflanzt werden sollten, die von der Bevölkerung dann frei geerntet werden dürfen. Hier war ich auf der Kontra-Seite. Außerdem haben wir uns die Frage gestellt, ob es an jeder weiterführenden Schule eine Schülerzeitung geben sollte und ob eine Obergrenze für den täglichen Wasserverbrauch pro Person sinnvoll wäre.

 

H.F.: Ist es schwer, zu debattieren, wenn man dabei nicht die eigene Meinung vertritt?

J.B.: Es kann natürlich schon schwer sein, eine Meinung zu vertreten, die man selbst nicht unterstützt. Meistens sind die Streitfragen aber so angelegt, dass es sowohl für Pro, als auch für Kontra gute Argumente gibt, sodass man meistens, auch wenn man die eigene Meinung nicht vertritt, gute Argumente hat. Dann muss man sich in diese Meinung hineinversetzen und versuchen sie so gut es geht zu vertreten.

 

H.F.: Konntest du oft deine eigene Meinung vertreten?

J.B.: Das ist schwierig. Genau kann ich das gar nicht sagen, weil es einfach so viele verschiedene Argumente für die verschiedenen Seiten gibt. Dadurch, dass ich viel zu den Themen recherchiert habe, habe ich sehr viele Argumente, sowohl für Pro, als auch für Kontra zusammengetragen. Es fällt mir sehr schwer, mich dabei auf eine Seite zu stellen. Durch das Debattieren habe ich sehr viele verschiedene Seiten beleuchtet können und sowohl für die eine, auch die andere Seite sehr gute und stichhaltige Argumente gehört.

 

H.F.: Kam es auch dazu, dass du durch die Recherche und das Debattieren deine Meinung zu einem Thema geändert hast?

J.B.: Ja, durchaus. Es gibt Themen, zu denen hatte ich schon immer eine Meinung. Sobald ich dazu recherchiert hatte, habe ich durch die neuen Informationen und Argumente meine Meinung geändert. Das war zum Beispiel bei dem Thema mit dem Wasserverbrauch so.

 

H.F.: Wie alt waren deine Mit- bzw. GegendebattantInnen?

J.B.: Ich habe in der Altersgruppe achte bis zehnte Klasse debattiert. Viele waren älter als ich, weil oft eher die Zehntklässler bei den Schulwettbewerben gewonnen haben. In der Finaldebatte des Regionalentscheides waren es dann außer mir nur Zehntklässler.

 

H.F.: Du hast jetzt ja schon einige Debatten hinter dir, wie sieht der weitere Verlauf von „Jugend debattiert“ für dich aus?

J.B.: Die Erst- und Zweitplatzierten des Regionalentscheides haben ein dreitägiges Rhetorik-Seminar gewonnen. Dort werde ich demnächst hinfahren. Am 04.04. ist dann der Landesentscheid im Kieler Landtag. Wenn man den gewinnt, geht es als Sieger*In des Landes Schleswig-Holsteins weiter in den Bundeswettbewerb.

 

H.F.: Hast du die Fragen für den Landeswettbewerb bereits erhalten?

J.B.: Nein, ich habe die Fragen noch nicht bekommen. Ich erhalte sie in einem Zeitraum von mindestens zehn Tagen vor der Debatte, da ich mich vorbereiten darf. Allerdings weiß ich zu diesem Zeitpunkt dann noch nicht, ob ich die Pro- oder die Kontra-Seite vertreten werde, weshalb ich mich auf beide Seiten vorbereiten muss. Welche Seite ich vertrete, erfahre ich erst eine Viertelstunde vor der Debatte.

 

H.F.: Hast du Tipps für angehende DebattantInnen? Sowohl für den Wettbewerb, als auch für den Alltag?

J.B.: Um gut zu debattieren, muss man der Gegenseite zuhören und auf sie eingehen. Man debattiert nur überzeugend, wenn man die Argumente der Gegenseite aufgreift und entkräftet.

 

Wir drücken Julika die Daumen, dass sie auch den Landeswettbewerb für sich entscheiden kann und wünschen ihr viel Erfolg.