Lehrer-Interview #4 – Frau Blunck
Hier kommt das vierte Lehrer-Interview, welches wir mit Frau Blunck geführt haben. Sie wird im nächsten Jahr leider unsere Schule verlassen und den Ruhestand antreten.
(Lesedauer: ca. 8 Minuten)
HF: Frau Blunck, wollten Sie schon immer Lehrerin werden?
Blk: Irgendwie schon. Mit 10 hatte ich zum ersten Mal den Wunsch, Lehrerin zu werden. Ich bin gerne zur Schule gegangen und mochte meine Lehrerinnen und Lehrer, so ist der Wunsch wohl entstanden. Später wollte ich dann kurze Zeit Kommissarin bei der Polizei werden, dann habe ich mich für Sozialpädagogik interessiert, um mich schließlich aber doch für das Lehramt zu entscheiden. Zwischenzeitlich habe ich nach meinem Referendariat ein paar Jahre im pädagogischen bzw. sozialpädagogischen Bereich gearbeitet.
HF: Warum haben Sie sich entschieden, Biologie zu unterrichten?
Blk: Für das Biologiestudium habe ich mich entschieden, weil ich Sport (wollte ich eigentlich studieren) aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr studieren konnte. Biologie war einer meiner Leistungskurse und ich habe mich schon immer für biologische Inhalte, Zusammenhänge und Abläufe interessiert. Biologie beinhaltet viele Aspekte und letztendlich hilft die Biologie als Wissenschaft vom Leben, die Natur und das Leben besser zu verstehen. Das finde ich spannend.
HF: Was macht für Sie eine*n gute*n Lehrer*in aus?
Blk: Man sollte Menschen bzw. junge Menschen mögen und gerne mit ihnen arbeiten. Fachwissen ist sicherlich wichtig, aber auch pädagogisch-psychologische Kenntnisse sind von Bedeutung. Empathie, Belastbarkeit, Geduld, Respekt, Kritikfähigkeit, Vertrauen sind einige Schlagworte, die unbedingt dazu gehören. Die Persönlichkeit des jeweiligen Lehrers/der Lehrerin spielt sicher auch eine entscheidende Rolle.
HF: Was werden Sie an dieser Schule am meisten vermissen?
Blk: Das kann ich ganz klar beantworten: Die Menschen, die mir in der Schule tagtäglich begegnen und mit denen ich viel Zeit verbracht habe, also euch, die Schülerinnen und Schüler (von denen ich so viele tolle kennen lernen durfte in meiner Zeit an dieser Schule) und natürlich meine Kolleginnen und Kollegen. Der tägliche Austausch war sehr bereichernd und ich glaube und hoffe, wir haben alle voneinander in vielerlei Hinsicht etwas gelernt.
Auch vermissen werde ich den Blick vom Kunstraum über den Großen Eutiner See und die Sonnenaufgänge vom Lehrerzimmerfenster, die oft sehr spektakulär sind.
Ich kann dir auch sagen, was ich nicht vermissen werde; Korrekturen, Konferenzen und den Geräuschpegel in der Schule.
HF: Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Zeit als Lehrerin an dieser Schule?
Blk: Hier muss ich wirklich sagen, dass es die schönste Erinnerung nicht gibt, weil es davon so viele gegeben hat: Fahrten nach Scharbeutz mit der Orientierungsstufe, Kurs- und Klassenfahrten, die Aufführungen von Orchester, Chor, Theater und Musical, Comenius-und Erasmus-Projekte, Kollegiumsausflüge, Abibälle, Bälle/Partys in der Aula (das gab es tatsächlich), einer meiner Leistungskurse in Biologie, ein Abiprojekt der Kolleginnen und Kollegen mit Fußtänzen zu ganz unterschiedlicher Musik (von Abba bis Zappa) und zum Erraten, die Vorbereitung so mancher Frauenfußballaktion zum Ende des Schuljahres- alle diese Veranstaltungen und Ereignisse hatten ihre Highlights, komische und lustige Momente und waren alle irgendwie besonders und schön.
Und als ehemalige Voß-Schülerin, die ich ja auch bin, erinnere ich mich gerne an die Kursfahrt nach London, die Kunstfahrt zur Documenta nach Kassel, eine Party im Kunstraum 😊 und den Dreh des Tatortes „Reifezeugnis“ in unserer Schule – und auch hier hatte die Schulzeit noch so viel mehr schöne Erinnerungen zu bieten.
HF: Worauf freuen Sie sich in Ihrem Ruhestand am meisten oder was haben Sie vor?
Blk: Ich freue mich darauf, einfach mal nichts zu tun – nur so dazusitzen und in die Welt zu schauen, den Tag so zu gestalten, wie ich es möchte, und auch mal ganz spontan entscheiden zu können. Ich möchte meine ungelesenen Bücherstapel ‚ablesen‘; mehr bzw. regelmäßig Sport machen, kleine Touren in die Umgebung unternehmen (mit dem Rad oder zu Fuß). Ich mag die Gegend in der wir wohnen sehr, und Ostholstein und Schleswig-Holstein eignen sich für all diese Unternehmungen hervorragend. Natürlich darf auch die ein oder andere Reise nach Griechenland, z.B. nach Kreta 😊, nicht fehlen. Und alles andere wird sich finden.
HF: Was war Ihre schlechteste Note in Biologie oder Englisch?
Blk: Meine Schulzeit ist ja schon etwas länger her und so 100%ig erinnere ich mich nicht mehr. In Biologie war ich eigentlich immer recht gut, aber in Englisch war sicherlich auch mal eine Vier oder Vier minus dabei (bestimmt im Vokabeltest, auch ich habe nicht immer gleichbleibend intensiv Vokabeln gelernt). In der Oberstufe haben wir seitenweise Vokabeln und Redewendungen aus dem Grund- und Aufbauwortschatz Englisch abschreiben müssen und nur eine Woche Zeit gehabt, sie zu lernen. Eine wahre Herausforderung.
HF: Waren Sie schon in den USA oder England – wenn ja, wie oft und wo?
Blk: Ich war noch nicht in den USA, da ich nicht so gerne lange fliege. Die Route 66 und die Nationalparks würden mich allerdings reizen und auch New York sollte man wohl mal gesehen haben. In England war ich schon häufiger, ein paar Mal in London, sonst in Cornwall, im Lake District, in Cambridge, Oxford, Stratford-upon-Avon, Leicester, Newcastle, Brighton, York… . England ist ein tolles Land und immer wieder eine Reise wert. Ich mag den Klang der Sprache sehr, den britischen Humor und die netten Menschen. Die Kanalinseln und Schottland stehen noch auf meiner Wunschreiseliste.
HF: Was ist Ihre schönste Reiseerinnerung und wohin sind Sie gereist?
Blk: Ich muss jetzt nochmal auf mein fortgeschrittenes Alter (😊) ansprechen, denn ich habe ganz viele schöne Reiseerinnerungen, sodass es die schönste eigentlich gar nicht gibt. Eine schöne Erinnerung habe ich an eine Kursfahrt nach London mit einem Leistungskurs. Wir waren als „groundling“ bei „The Merry Wives of Windsor“ im Globe Theatre und mal abgesehen davon, dass ich nach einer gewissen Zeit vom langen Stehen Rückenschmerzen hatte, war das ein tolles Erlebnis und sehr beeindruckend. Viele schöne Erinnerungen habe ich auch, wenn ich an die Reisen auf meine Lieblingsinseln Amrum und Kreta denke. Auf Kreta war ich wirklich schon sehr oft und es ist dort immer wieder so schön: die Landschaft, das Meer, die Menschen und das Essen. Und wenn ich jetzt richtig nachdenke, könnte ich noch einige Seiten füllen, z.B. als Studentin mit Rucksack und Schlafsack durch Griechenland, Städtereisen mit Konzertbesuch (z.B. Rolling Stones in Berlin) und vieles mehr, viele Orte und viele schöne Erinnerungen.
HF: Welche Person – tot oder lebendig – würden Sie gerne mal zum Abendessen einladen?
Blk: Da muss ich nachdenken. Ich würde gerne Michelle Obama kennenlernen, eine sehr beeindruckende Frau. Ich fände es aber auch sehr interessant, mich mit Charles Darwin über seine Reisen auf der Beagle zu unterhalten und dabei lecker zu essen. Dann fällt mir noch David Bowie ein, ein großartiger Musiker und Künstler, der viel zu früh gestorben ist, der auch ein netter Gast zum Abendessen wäre. Vielleicht könnte ich ja auch einen großen Tisch mit 10 Leuten füllen, denn es würden mir weitere interessante Menschen einfallen, dann würde ich aber nicht selbst kochen 😊.
HF: Was darf bei Ihnen im Kühlschrank nie fehlen?
Blk: Milch, gerne auch Hafermilch für den Kaffee. Ich trinke Kaffee nie ohne Milch.
HF: Haben Sie einen FunFact oder eine interessante Anekdote über sich?
Blk: Ein gut gekochtes Ei braucht fünf Minuten. Als Siebenjährige wollte ich meinen Opa überraschen und ihm ein Ei kochen. In freudiger Erwartung habe ich das rohe Ei in einen Topf mit kaltem Wasser gelegt, den Herd angestellt (wohl auf niedriger Stufe) und geduldig fünf Minuten (das Wasser hat dann noch nicht wirklich gekocht) gewartet. Aufgeregt habe ich es Opa im Eierbecher auf seinen Platz gestellt. Als er es aufgeschlagen hat, war er leider ‘not amused‘- und ich sehr enttäuscht. Es war sozusagen ein überwiegend rohes Ei. Und dabei fällt mir ‚Das Ei‘ von Loriot ein 😊 – unbedingt lesen.
HF: Beschreiben Sie sich in drei Worten.
Blk: In drei Worten bin ich nicht zu beschreiben. Ich bin mehr als drei Worte, eigentlich mehrere Sätze😊. Wenn ich muss, würde ich sagen, dass ich zuverlässig, empathisch und strukturiert-unordentlich (das ist ein Wort!) bin.
HF: Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Blk: Ich habe nicht das Lieblingsbuch, das wechselt in Phasen und ich habe auch schon ziemlich viele Bücher gelesen. Aber unbedingt nennen möchte ich: „Der kretische Gast“ von Klaus Modick (spielt auf Kreta und ratet, wo ich es gelesen habe?) „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ von John Irving und „Der Drachenläufer“ von Khaled Hosseini, auch „Der Club der toten Dichter“ von Nancy H. Kleinbaum fand ich sehr gut, aber da wäre auch noch ….
HF: Wollen Sie den Lesern final noch etwas mitteilen?
Blk: Ja, ich will!
Always look on the bright side of life. 😊
Macht‘s gut ihr Lieben , viel Glück auf eurem Weg und passt gut auf euch auf. Aber erst einmal wünsche ich euch allen schöne Sommerferien mit viel Sonne und guter Erholung.
Tschüss.
HF: Wir bedanken uns für das Interview und Ihre Zeit an dieser Schule und wünschen Ihnen einen tollen weiteren Lebensabschnitt mit vielen Erfahrungen und Erholung!