Lehrer-Interview #3 – Frau Fischer
Dies ist das dritte Lehrer-Interview! Diesmal haben wir Frau Fischer interviewt. Das Interview ist etwas länger, weil Frau Fischer viel geplaudert hat und einige Fragen ziemlich schwer zu beantworten sind; deswegen haben wir das Wichtigste markiert.
Aber nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
(Lesedauer: ca. 9 Minuten)
HF: Wollten Sie schon immer Lehrerin werden?
Fis: Ja und nein… Also zunächst einmal ist es bei vielen Kindern so, dass sie von den Berufen ihrer Eltern beeinflusst werden. Ich komme aus einer Familie, in der es sehr viele Lehrer und Juristen gibt. Deswegen war bei mir immer die Wahl zwischen diesen beiden Professionen. Als Kind wollte ich tatsächlich Lehrerin werden. Später mit 16 ging es aber eher in Richtung Jura. Ich hatte die Zulassung zu Geschichte, Deutsch und Jura erhalten, letzteres habe ich dann tatsächlich auch einige Jahre studiert. Aber das andere hat mich nie ganz losgelassen, so bin ich dann doch zum Lehramt gewechselt.
HF: Wie sind Sie dazu gekommen, das Fach Geschichte zu unterrichten?
Fis: Ich war schon als Schülerin ein Geschichts-Freak! In der Grundschule war ich ein totaler Römer-Fan, dann fand ich das Mittelalter ganz toll. Mit 13, 14 war ich ein unglaublich begeisterter Anhänger von Ludwig XIV., ihn fand ich großartig, ich wusste alles über Versailles. Später war das 19. Jahrhundert und die Kaiserzeit meins. Geschichte ist einfach ein unglaublich wichtiges Fach! Natürlich unterrichte ich genauso gern Deutsch, weil ich mich sehr für Literatur interessiere.
HF: Was macht für Sie eine(n) gute(n) LehrerIn aus?
Fis: Da gibt es ganz allgemeine Dinge, wie das Professionswissen: Das Fachwissen ist die Grundlage, auf der dieser Beruf aufbaut, hinzu kommt unter anderem das pädagogische Wissen, aber auch spezielle Persönlichkeitsmerkmale sind wichtig. Ich glaube auch, dass es als Lehrer sehr wichtig ist, Humor zu besitzen, sonst kann man mit euch Schülern, glaube ich, nur schwer durch den Tag kommen! (lacht) Sowie gute Laune – wenn man schlecht drauf ist, sollte man das nicht an den Schülern auslassen.
HF: Was ist Ihre schönste Schulerinnerung?
Fis: Ich würde sagen, die Klassenfahrt in der 12. Klasse nach Berlin.
HF: Welches Fach haben Sie in Ihrer Schulzeit am wenigsten gemocht?
Fis: Informatik. Ich bin überhaupt kein Informatik-Freund, da ich Computer als notwendiges Übel sehe, mich aber nicht gerne mit ihnen beschäftige.
HF: Wo haben Sie studiert?
Fis: In Kiel… ganz langweilig. (lacht)
HF: Welche Person – tot oder lebendig – würden Sie gerne mal zum Abendessen einladen?
Fis: Mmh… Es muss ja auch jemand sein, mit dem es angenehm ist, zu essen. Ich würde jetzt nicht unbedingt Dschingis Khan oder Kleopatra nehmen. Ich würde auch keinen General nehmen, der dann die Salzstreuer und das Porzellan umfunktioniert, um dann irgendwelche Schlachten nachzustellen. Ich glaube, ich würde Loriot nehmen, also Vicco von Bülow; der ist charmant und hat Humor. Aber dann bitte ohne Nudeln!
HF: Was ist Ihr Lieblingsessen und was darf bei Ihnen im Kühlschrank nie fehlen?
Fis: Lasagne, also allgemein Pasta, da bin ich total dabei. …Tatsächlich fürchte ich, Cola darf in meinem Kühlschrank nie fehlen.
HF: Haben Sie eine interessante Anekdote oder ein FunFact über sich?
Fis: Ich habe während meines Studiums immer bei Herrenausstattern gearbeitet. Insbesondere in der Anzugabteilung habe ich die Herren ausgestattet, sie in Hemden gesteckt und herausgeputzt. Weil ich mit Vorliebe im Verkauf schwarze Smoking-Anzüge trug, hieß ich dann irgendwann bei meinem einen Herrenausstatter nur noch Helene. Die meisten meiner Kollegen und selbst einige Kunden haben mich so genannt; ich war nur noch Helene, abgeleitet von Helene Fischer, weil die auch Fischer heißt und diese Smoking-Anzüge trägt. Falls irgendwer mal Modeberatung braucht, z.B. für den Abiball, ich stehe zur Verfügung, ich kann es noch. Welche Krawatte passt zu welchem Hemd? – Ich bin dabei! (lacht)
HF: Was ist Ihr Lieblingswort?
Fis: Du meinst neben Reichsdeputationshauptschluss? Es gibt viele schöne, lange Wörter wie dieses. Ich benutze, glaube ich, häufig das Wort “So!”. Aber ich hab auch ein Herz für Wörter, die keiner mehr benutzt. So etwas wie Lichtspielhaus, Brause, Backfisch oder Kaiserwetter. Ich mag es gerne, solche alten Wörter wieder aufleben zu lassen.
HF: Welchen Film könnten Sie sich immer wieder ansehen?
Fis: Ich liebe Filme! Ich bin ein totaler Cineast, ich schaue alle Genres, alle Dekaden. Ich habe auch mal nachgedacht, beim Film zu arbeiten, eher hinter der Kamera allerdings. Literaturverfilmungen sind total mein Ding: ‘Stolz und Vorteil’, ‘Am grünen Rand der Welt’. Passt eben auch, wenn man Deutsch unterrichtet. Ich stehe aber auch total auf Achtzigerjahre-Filme, ich mochte in eurem Alter insbesondere 80er-Highschool-Filme, wie “Pretty in Pink” oder “Zurück in die Zukunft”.
HF: Beschreiben Sie sich in drei Worten!
Fis: Das ist sehr fies, finde ich… “Immer gut drauf” Das sind drei Wörter, zählt das auch?
HF: Na schön… Wenn Sie einen Tag frei hätten, was würden Sie dann machen?
Fis: Erstmal ausschlafen. Und dann meinen Hobbys nachgehen: Vielleicht auf Fototour gehen. Ich habe alte analoge Kameras, mit denen ich sehr gerne fotografiere. Ich tanze seit Ewigkeiten Ballett. Ein bisschen in der Sonne liegen und lesen, denn ich lese sehr viel – zwangsläufig, aber auch aus Vergnügen…
HF: Was ist das beste Buch, dass Sie ja gelesen haben?
Fis: Das kann ich relativ schnell beantworten, das sind “Die Buddenbrooks” von Thomas Mann. Die habe ich schon mit 18 als Schülerin gelesen. Für mich ist Thomas Mann unser größter deutscher Sprachkünstler – keiner kann Figuren so beschreiben, wie er. Die Buddenbrooks haben mich damals besonders eingenommen. Weil er das Buch als junger Mann geschrieben hat, fand ich es besonders beeindruckend. Sonst Theodor Storms Novellen. Die waren immer mein besonderes Forschungsfeld an der Uni.
HF: Was ist Ihre Lieblings-Reiseerinnerung?
Fis: Ich fand die Studienreise mit einem geschichtlichen Uni-Seminar nach Venedig sehr beeindruckend. Diese Stadt ist einfach uralt, es gibt kaum moderne Gebäude. Man atmet Geschichte, sofern nicht zu viele Touristen da sind. Lustig waren dann z.B. die Abende, an denen wir mit den Professoren zusammensaßen und „Werwolf“ gespielt haben… Das muss man mal gemacht haben mit Geschichtsprofessoren! (lacht)
HF: Wenn Sie eine Reise durch die Zeit machen könnten, in welche Epoche würden Sie reisen?
Fis: Es gibt viele spannende Epochen, die gleichzeitig aber auch sehr gefährlich waren. Rom wäre natürlich spannende, aber ich glaube, das wäre nicht ohne. Ich würde ins 19. Jahrhundert reisen – und zwar zur Jahrhundertwende, Belle Époque, in diesem Zeitraum. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs, schien die Welt so in Ordnung, aber sie war auch kulturell sehr von Schönheit geprägt. Andererseits hätte ich auch Lust, in die Fünfziger zu reisen und dann dortzubleiben und gleich die Sechziger, Siebziger, Achtziger mitzunehmen. Das ist nicht ganz so weit weg und relativ risikoarm. Ich glaube, in dieser Zeit würde ich mich sehr wohlfühlen und könnte mich dann glatt niederlassen.
HF: Was ist Ihrer Meinung nach das Seltsamste Ereignis in der Menschheitsgeschichte?
Fis: Das ist schwierig zu definieren. Mein Professor konnte beispielsweise nie verstehen, warum Kleopatra und Marcus Antonius mitten in der Schlacht bei Actium plötzlich die Segel gehisst haben und abgehauen sind, obwohl die Schlacht noch gar nicht entschieden war. Damit haben sie ihre Armee im Stich gelassen und letztlich auch die Niederlage vorbereitet.
Dann gab es zum Beispiel 1913 vor dem Ersten Weltkrieg noch eine Hochzeit der Tochter von Wilhelm II. Es kamen der russische Zar und auch der englische König; die waren ja alle miteinander verwandt. Dort wurde noch einmal eine Adelsparty geschmissen und man hat gemeinsam gefeiert, während gleichzeitig bereits die Generäle die Aufmarschpläne vorbereiteten und sich schon auf Krieg einstellten. Das sehe ich als sehr skurril an.
HF: Wollen Sie den Lesern final noch etwas mitteilen?
Fis: Da fällt mir nichts ein… “Vossi forever!”, “Bleibt locker!”. (lacht)
HF: Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview mit Ihnen!